Norbert Prangenberg
Bild
2008
Oil and pencil on wood
50 × 40 cm

Norbert Prangenberg

Opening
20 Jun 2019, 6–9 pm
 

Parallel zu der aktuellen Einzelausstellung Formfreude. 70 Werke zum 70. Geburtstag von Norbert Prangenberg im Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma (23. Juni–8. September 2019) zeigt die Produzentengalerie Hamburg in einer Einzelausstellung kleinformatige Malereien, Druckgrafik und Porzellan-Skulpturen des verstorbenen Bildhauers und Malers Norbert Prangenberg (1949–2012). Die 70 teils großformatigen Keramiken, Gemälden und Zeichnungen im Ernst Barlach Haus und die medialen Ergänzungen in der Produzentenglerie Hamburg ermöglichen einen reichen Einblick in Norbert Prangenbergs über drei Jahrzehnte gewachsenen Werkkosmos.

Im Zentrum der Ausstellung in der Produzentengalerie Hamburg stehen eine Galeriewand mit 26 kleinformatigen Ölbildern auf Holz, Pappe oder Kupferblech, die in den letzten Jahren seines Lebens entstanden sind sowie zwei großformatige – im Handabzugsverfahren hergestellte – farbige Linolschnitte.
Sowohl seine malerischen und druckgrafischen Werke als auch seine Skulpturen offenbaren die Einsicht in ein vielschichtiges Schaffen, das sich ab Anfang der 1970er Jahre über vier Jahrzehnte hinweg konsequent entwickelte. Typisch für Prangenberg ist seine prozesshafte und intuitive Arbeitsweise: er reagiert mit großer Offenheit und Sensibilität auf die Eigenschaften unterschiedlichster Materialien.

In seinen letzten Bildern löst sich der Künstler weitgehend vom Repertoire geometrischer Formen der frühen Arbeiten und bedient sich bei einem sehr abstrakten Formenvokabular durchaus mit Verweisen auf ein ganzheitlich gedachtes Ordnungsgefüge. Durch pastos aufgetragene Ölfarbe schafft er lebendige Oberflächenstrukturen, aufgebrochen durch kleine bunte Farbinseln. Diese miniaturartigen Bilder im Bild verweisen auf die lange Tradition der abstrakten Malerei, dürfen aber auch als Zitate in Form von floralen und mandalaartigen Mustern von Prangenbergs früheren und größeren Werken gelesen werden.
Während die ausgeprägte Oberflächenstruktur die Bilder zu reliefartigen Objekten macht, werden die an organische Formen erinnernde Tonfiguren zu Bildträgern: unterschiedliche Glasuren in leuchtend changierenden Farben stehen in spannungsvollem Kontrast zu den gedeckten Erdtönen des offenporigen, gebrannten Tons.

Die Tongefäße als stehende oder liegende Figuren, wirken durch ihre Größe und einfache Formen zunächst massiv. Ihre feine Oberflächengestaltung, bestehend aus zarten Glasuren, Formen, Öffnungen und aufgesetzte Blütenformen, verleihen ihnen eine spielerische Leichtigkeit. Diese Skulpturen baute er in klassischer Keramiktradition Schicht um Schicht, Ring um Ring auf, zum Teil soch hoch wie es die Reichweite seiner Arme erlaubte. Die ca. 40 Zentimeter großen Porzellan-Skulpturen (Sèvre) in der Galerie schuf Prangenberg in dem gleichnamigen französischen Ort, der für seine edle Porzellan-Manufaktur bekannt ist. Trotz gleicher Konstruktionstechnik wie die Ton Skulpturen entfalten diese beiden Werke aufgrund ihrer sensiblen Materialität eine völlig andere Wirkung.

Norbert Prangenberg (1949–2012) gehörte zu den wichtigsten Künstlern im Rheinland; sein künstlerisches Werk ist weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Nach seiner Lehre als Goldschmied galt sein Interesse schon früh Joseph Beuys und dessen Schülern Blinky Palermo und Reiner Ruthenbeck. Frei von idealistischen Konzepten wollte er mit seinen Bildern neue emotionale, sinnliche Räume schaffen, den eigenen Körper in den malerischen und plastischen Formfindungsprozess einbeziehen.
Norbert Prangenberg war frühzeitig durch den Kontakt zur Galerie Karsten Grewe inspiriert von Fontanas Keramiken und begann in den 1980er-Jahren mit seinen plastischen Arbeiten. Riesige Amphoren, aber auch kleinere Gebilde, Formen aus glasiertem Ton. Die Rauheit des Materials und die glatte Oberfläche der Glasur erzeugen eine besondere Spannung.
1984 begann die enge Zusammenarbeit zwischen der Kölner Werkstatt für Bildhauerei von Niels Dietrich und Norbert Prangenberg, der damals das Mies van der Rohe-Stipendium im Haus Lange inne hatte. Mit Hilfe von Niels Dietrich konnte Prangenberg seine Vorstellungen von Keramik technisch lösen und fand in ihm Zeit seines Lebens einen steten Unterstützer und engen Freund.
Werke des documenta 7 (1982) Teilnehmers sind in internationalen Ausstellungen gezeigt und sind in zahlreichen Museumssammlungen vertreten u. a. Bayerische Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne, München, Graphische Sammlung Museum Ludwig, Köln, Museum Morsbroich, Leverkusen, Kunstmuseen Krefeld und Kolumba, Köln.

Die Produzentengalerie Hamburg dankt der Estate Norbert Prangenberg für die Ermöglichung dieser Ausstellung.

Weitere Ausstellung in Hamburg:

Norbert Prangenberg
Formfreude. 70 Werke zum 70. Geburtstag
23 Jun – 08 Sep 2019

Ernst Barlach Haus
Stiftung Hermann F. Reemtsma
Jenischpark
Baron-Voght-Str 50a
22609 Hamburg