Exhibition view Michael Conrads We love painting Produzentengalerie Hamburg, 2009

We love painting

Opening
26 Jun 2009, 6 – 9 pm
 

We love painting – so der Titel der Einzelausstellung jüngst entstandener Arbeiten von Michael Conrads (*1977), die in der Produzentengalerie Hamburg gezeigt werden. We love painting klingt wie ein euphorisches Statement auf die Malerei – und genau das ist es auch. Malerei beschränkt sich bei Conrads nicht auf die Leinwand. Erweitert wird sein Repertoire durch Skulpturen, die ebenfalls seine Auseinandersetzung mit Malerei dokumentieren.

Auf den Leinwänden erstrecken sich geometrische Formen, dominiert von aneinandergereihten Parallelogrammen, die diagonal über die Leinwand verlaufen. Conrads Bilder entstehen prozessual. Am Anfang steht ein stets gleiches geometrisches Grundmuster, aus dem sich seine Bilder entwickeln. Diese Konstruktion verändert und verdichtet sich innerhalb des Entstehungsprozesses: Die geradlinige durch die Diagonale beherrschte strenge Geometrie wird nach und nach durch parkettartige, farblich und formal heterogene, unregelmäßig angeordnete Versatzstücke aufgebrochen. Hierdurch wird beim Betrachten der Bilder auf subtile Art und Weise ein Umschlagen von flächigen in räumliche Erscheinungen erzeugt.

In seinen Arbeiten besteht ein Wechselspiel zwischen Konstruktion und Dekonstruktion im Sinne von Erneuerung, Wachstum und Verfall. Inspirationsquelle dafür waren seine Beobachtungen von Strukturveränderung urbaner Architektur. Ausgezeichnet mit einem Reisestipendium des Vereins Neue Kunst in Hamburg e.V. verbrachte Conrads 2007 mehrere Monate in Mexiko. Die dort gewonnenen Eindrücke beeinflussen seine Arbeit nachhaltig. Auch in der aktuellen Werkgruppe ist diese Auseinandersetzung enthalten. Auf formaler Ebene liegt die Konzentration ganz auf der Farbe, die in mehreren Schichten zu einer satten Oberfläche aufgetragen wird, wobei opake Flächen durch lasierte, transluzente Farbfelder ergänzt werden. Ölschlieren wie auch Spuren von entfernten Klebebändern und Krakelees dokumentieren ein zufälliges Moment. Pinselspuren in der Farbe nehmen der Oberfläche ihr glattes, perfektes Erscheinungsbild. Michael Conrads variiert kräftige heterogene Farbtöne mit teilweise künstlichem Habitus, wodurch ein spannungsreicher, dynamischer Rhythmus entsteht. Auf Barnett Newmanns Frage Who is afraid of red, yellow and blue? würde Michael Conrads im Tenor von Imi Knoebel wohl antworten: Ich nicht.